Sonntag, 30. November 2008
Premiere
Heute ist Premiere. Theater machen ist wunderbar- vom Träumen gehts übers Reden zum Ausprobieren und Spielen... Tränen, Lachen, Erschöpfung und Glück... und kein Gott, der einen erlöst!
Donnerstag, 27. November 2008
Figuren - Der Anwalt
Der Anwalt sitzt im Frack, mit weißem Halstuch, links hinter der Schranke, an einem mit Papieren überladenen Pult. Sein Gesicht zeugt von unerhörten Leiden; es ist kalkweiß, mit tiefen Furchen, fast violett in den Schatten, und von einer Hässlichkeit, in der sich alle Verbrechen und Leiden spiegeln, mit denen er sich in seinem Beruf befassen muss. Von seinen beiden Schreibern hat der eine nur einen Arm, der andere ist einäugig.
Freitag, 21. November 2008
Figuren - Der Quarantänemeister
Bühnenverwandlung: Das Bett mit den Vorhängen wird zu einem Zelt; der Herd bleibt stehen; der Hintergrund wird aufgezogen; rechts im Vordergrund sieht man verbrannte Berge mit rotem Heidekraut und schwarz-weiß verkohlten Baumstümpfen, rote Schweinekoben und Schuppen. Dahinter eine Anlage für mechanische Heilgymnastik, wo Menschen von Apparaten, die Torturinstrumenten gleichen, behandelt werden. Links im Vordergrund ein Teil der Quarantäne-Gebäude, offene Hütten mit Feuerstellen, eingemauerten Kesseln und Rohrleitungen. Im Mittelteil der Bühne ein Sund des Meeres. Weit im Hintergrund ein schönes, mit Laubbäumen bewachsenes Ufer, mit Flaggen geschmückten Landungsbrücken, an denen weiße Boote vertäut liegen, teils mit gehissten Segeln, teils ohne Segel. Zwischen dem Laubwerk am Ufer kleine Sommervillen, Pavillons, Kioske, Marmorstatuen.
Der Quarantänemeister geht als Mohr verkleidet am Ufer entlang.
Der Quarantänemeister geht als Mohr verkleidet am Ufer entlang.
Donnerstag, 20. November 2008
Figuren - Der Lehrer
Sonntag, 16. November 2008
Figuren - Edit
In der Mitte wie zuvor der Sund, und im Vordergrund Schönbucht, in voller Beleuchtung. Rechts eine Ecke des Kurhauses, mit offenen Fenstern, dahinter tanzende Paare. Auf einer leeren Kiste draußen stehen drei Mädchen in Dienstkleidern, sie haben einander um den Leib gefasst und sehen dem Tanz zu. Auf der Terrasse über der Treppe zum Kurhaus steht eine Bank, darauf sitzt die »häßliche Edit«, ohne Hut, traurig, mit langem zerzaustem Haar. Vor ihr steht ein offenes Klavier.
Freitag, 14. November 2008
Daten
Premiere: 30. November 2008, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 03., 04., 07. Dezember 2008, jeweils um 19 und 21 Uhr und am 05. und 06. Dezember, jeweils um 20 Uhr und am 10. und 11. Dezember jeweils um 19 Uhr
Ort: .BHC Kollektiv, Karl-Liebknecht-Straße 9, 10178 Berlin
Eintritt: 8,- / 6,- Euro ermäßigt
Reservierungen wegen begrenzter Zuschauerplätze erforderlich: ticket@ctp-berlin.com
Mit: Eva Bay, Lisa Marie Janke, Elisabeth King, Rina Thieleke, Lisa Tillmann, Sebastian Becker, Chris Dehler, Benjamin Felix Kramme, Peter Marty
Regie: Christoph M. Gosepath, Dramaturgie: Anne Gensior, Ausstattung: Teresa Hahn, Assistenz: Konstantinos Kakogiannis, Rina Thieleke
Weitere Vorstellungen: 03., 04., 07. Dezember 2008, jeweils um 19 und 21 Uhr und am 05. und 06. Dezember, jeweils um 20 Uhr und am 10. und 11. Dezember jeweils um 19 Uhr
Ort: .BHC Kollektiv, Karl-Liebknecht-Straße 9, 10178 Berlin
Eintritt: 8,- / 6,- Euro ermäßigt
Reservierungen wegen begrenzter Zuschauerplätze erforderlich: ticket@ctp-berlin.com
Mit: Eva Bay, Lisa Marie Janke, Elisabeth King, Rina Thieleke, Lisa Tillmann, Sebastian Becker, Chris Dehler, Benjamin Felix Kramme, Peter Marty
Regie: Christoph M. Gosepath, Dramaturgie: Anne Gensior, Ausstattung: Teresa Hahn, Assistenz: Konstantinos Kakogiannis, Rina Thieleke
Sonntag, 9. November 2008
Mehr zum Stück
Einsichten um 1900
Dass der Traum eine Wunscherfüllung sei, ist eine allerspäteste Erfindung des 19. Jahrhunderts, die deren Macher schlauerweise und aus Gründen der Prinzipienbildung auf den Anfang des nachfolgenden Jahrhunderts datierte, ohne verhindern zu können, dass nur zwei Jahre später, 1902, mit den eben erst inventarisierten Mitteln der Traumbildung ein Autor den Beweis antrat, dass die Wirklichkeit „verglichen mit dem schmerzhaften Traum … doch ein Ergötzen ist.“ Dabei ist Strindbergs Stück alles andere als ein dramatisierter Albtraum. Dafür ist es zu episodenhaft, und die Dreiaktigkeit könnte eine Spannung suggerieren, die sich aber von Anfang an ganz von selbst absetzt. Es gibt keinen Paukenschlag am Ende des Traums, denn das Stück ist ein einziger Kommentar zu dem Lamento, dass es schade sei um die Menschen. Strindbergs Geschlechterkampf ist vorbei, die Malaise sitzt leider noch tiefer. Ob man auf dem „Strand der Schande“ sein Dasein verbringt oder in der „Schönen Bucht“, gleichviel, letztere ist nicht weniger servil, hässlich und absurd. Walzer werden dort unbarmherzig von Bach’schen Toccatas vertrieben, und hässliche Menschen sind dort genauso hässlich wie anderswo auch. In einer sehr schönen kleinen Szene laufen die Gesetze der Logik auf dem Strand der Analogiebildung auf, was dazu führt, dass der Lehrer mit seinen Schülern erst mal baden geht. Indras Tochter, ein halb-göttliches, halb-menschliches Wesen, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus; alles, was ihr von ihren drei männlichen Begleitern, dem Offizier, dem Advokaten und dem Dichter, vorgeführt wird, zeigt unter der hauchdünnen Oberfläche die prompte und rücksichtslose Desillusionierung. Das Glück lässt sich nicht festhalten, und der Mensch, der in diesen Gefilden am besten beneidet wird, ist ein blinder Mann, der eine so traurige Geschichte erzählt wie die Großmutter in Büchners „Woyzeck“. Kein Wunder, dass die materialistische Analyse des Advokaten nach Anhörung der Kohlenträger (nicht die Menschheit ist schlecht, sondern die Art, in der sie gelenkt wird) in der schönen Seele Indra keine zweite Jeanne d’Arc mobilisieren kann. Immerhin will sie später eine Bittschrift des Dichters in den göttlichen Etagen vortragen. Ob das aber irgendwie fruchten kann, ist sehr die Frage, denn was sich in einer späteren Szene die Dekane der vier Fakultäten an den Kopf werfen, ist sehr amüsant, gibt aber keinen Grund zur Hoffnung. Der Advokat nennt das oft nicht so richtig ernst genommene Widerspenstige „die kleinen Disharmonien des Lebens“, all das also, was in den gängigen heroischen Lebensberichten des Alltags herausgefiltert wird, weil es stört und nicht in das Bild passt, das uns mit unseren kleinen Paradiesen verbindet. Das Paradies heißt aber nur so, eine Zone in den Wortgefilden, in denen sich der Mensch ganz gut auskennt. Der Traum erinnert an die angebliche Vorgängigkeit dieser schwundstufigen Verballhornung, das ist seine Hölle. Die Wirklichkeit dagegen ist voller Schlafwandelei. Wo man auch ist, man wacht eigentlich nie richtig auf. Auch Strindberg deckt uns am Ende des Traums mit einer „Riesenchrysantheme“ zu. Chrysanthemen sind auch als Wucherblumen bekannt. Ein netter Unterstand. Ein seltsam schönes Theaterstück.
Dieter Wenk (07.02)
August Strindberg, Ein Traumspiel, in: Meisterdramen, München 1981 (dtv weltliteratur)
Dass der Traum eine Wunscherfüllung sei, ist eine allerspäteste Erfindung des 19. Jahrhunderts, die deren Macher schlauerweise und aus Gründen der Prinzipienbildung auf den Anfang des nachfolgenden Jahrhunderts datierte, ohne verhindern zu können, dass nur zwei Jahre später, 1902, mit den eben erst inventarisierten Mitteln der Traumbildung ein Autor den Beweis antrat, dass die Wirklichkeit „verglichen mit dem schmerzhaften Traum … doch ein Ergötzen ist.“ Dabei ist Strindbergs Stück alles andere als ein dramatisierter Albtraum. Dafür ist es zu episodenhaft, und die Dreiaktigkeit könnte eine Spannung suggerieren, die sich aber von Anfang an ganz von selbst absetzt. Es gibt keinen Paukenschlag am Ende des Traums, denn das Stück ist ein einziger Kommentar zu dem Lamento, dass es schade sei um die Menschen. Strindbergs Geschlechterkampf ist vorbei, die Malaise sitzt leider noch tiefer. Ob man auf dem „Strand der Schande“ sein Dasein verbringt oder in der „Schönen Bucht“, gleichviel, letztere ist nicht weniger servil, hässlich und absurd. Walzer werden dort unbarmherzig von Bach’schen Toccatas vertrieben, und hässliche Menschen sind dort genauso hässlich wie anderswo auch. In einer sehr schönen kleinen Szene laufen die Gesetze der Logik auf dem Strand der Analogiebildung auf, was dazu führt, dass der Lehrer mit seinen Schülern erst mal baden geht. Indras Tochter, ein halb-göttliches, halb-menschliches Wesen, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus; alles, was ihr von ihren drei männlichen Begleitern, dem Offizier, dem Advokaten und dem Dichter, vorgeführt wird, zeigt unter der hauchdünnen Oberfläche die prompte und rücksichtslose Desillusionierung. Das Glück lässt sich nicht festhalten, und der Mensch, der in diesen Gefilden am besten beneidet wird, ist ein blinder Mann, der eine so traurige Geschichte erzählt wie die Großmutter in Büchners „Woyzeck“. Kein Wunder, dass die materialistische Analyse des Advokaten nach Anhörung der Kohlenträger (nicht die Menschheit ist schlecht, sondern die Art, in der sie gelenkt wird) in der schönen Seele Indra keine zweite Jeanne d’Arc mobilisieren kann. Immerhin will sie später eine Bittschrift des Dichters in den göttlichen Etagen vortragen. Ob das aber irgendwie fruchten kann, ist sehr die Frage, denn was sich in einer späteren Szene die Dekane der vier Fakultäten an den Kopf werfen, ist sehr amüsant, gibt aber keinen Grund zur Hoffnung. Der Advokat nennt das oft nicht so richtig ernst genommene Widerspenstige „die kleinen Disharmonien des Lebens“, all das also, was in den gängigen heroischen Lebensberichten des Alltags herausgefiltert wird, weil es stört und nicht in das Bild passt, das uns mit unseren kleinen Paradiesen verbindet. Das Paradies heißt aber nur so, eine Zone in den Wortgefilden, in denen sich der Mensch ganz gut auskennt. Der Traum erinnert an die angebliche Vorgängigkeit dieser schwundstufigen Verballhornung, das ist seine Hölle. Die Wirklichkeit dagegen ist voller Schlafwandelei. Wo man auch ist, man wacht eigentlich nie richtig auf. Auch Strindberg deckt uns am Ende des Traums mit einer „Riesenchrysantheme“ zu. Chrysanthemen sind auch als Wucherblumen bekannt. Ein netter Unterstand. Ein seltsam schönes Theaterstück.
Dieter Wenk (07.02)
August Strindberg, Ein Traumspiel, in: Meisterdramen, München 1981 (dtv weltliteratur)
Donnerstag, 6. November 2008
Sonntag, 2. November 2008
Der Ort
Wir haben uns geeinigt! CTP wird in den Räumen von .BHC "Ein Traumspiel" produzieren und am 30. November um 20h Premiere haben. Das ist grossartig.
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